Nordhausen - Viele große Schachtbau-Jubiläen hat er mitgemacht - vom 100-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1998 über das 110-jährige und zuletzt das 125-jährige. Nun ist es Dieter Scholze selbst, der dem Unternehmen ein weiteres bedeutungsvolles Jubiläum beschert: Seit 50 Jahren ist er Schachtbauer.
Als 17-Jähriger folgte er 1974 der Empfehlung eines Bekannten und startete am 2. September in der Grimmelallee, die damals noch Leninallee hieß, seine zweijährige Ausbildung zum Instandhaltungsmechaniker. Sein Wunsch war es zunächst, KFZ-Schlosser zu werden. Da KFZ-Schlosser jedoch bei Schachtbau nicht ausgebildet wurden, entschied er sich alternativ zu dem sehr ähnlichen Beruf des Instandhaltungsmechanikers.
Von 1979 – 1981 leistete Dieter Scholze seinen Wehrdienst und arbeitete anschließend bis 1983 als Schlosser im Stahlbau, bevor er sich 2,5 Jahre lang zum Meister im Maschinenbau ausbilden ließ. In den folgenden Jahren war er dann hauptsächlich in Nordhausen eingesetzt. Aber auch an der Schachtbühne Ramstedt und in den Schächten in Zielitz hat er mitgearbeitet. Dank Schachtbau als Arbeitgeber erhielt er mit seiner Familie schließlich sogar das Zuzugsrecht von Auleben nach Nordhausen.
Doch die Ungewissheit der Wendejahre erfasste auch Dieter Scholze, der sich wie viele seiner Kollegen fragte, „Wo geht es hin?“ Aufgrund seiner deutschlandweiten Montageeinsätze, vorrangig bei Bauer und Deilmann-Haniel, erhielt er nicht wenige Arbeitsangebote „aus dem Westen“. Aber er entschied sich, zu bleiben, denn „Heimat ist Heimat“, blickt Dieter Scholze zurück. Er blieb Schachtbauer und arbeitete ab 1994 im Brückenbau, wo er bis zum Renteneintritt tätig war. „Wir haben Glück gehabt, unser Betrieb hat überlebt. Meinen Entschluss hierzubleiben, habe ich nie bereut!“, resümiert Dieter Scholze. Seine beiden Söhne folgten dem Beispiel ihres Vaters und sind seit ihrer Ausbildung ebenfalls Schachtbauer – und das auch seit über 30 Jahren.
Die 14 anderen Lehrlinge aus dem Jahrgang 1974 sind mittlerweile längst im Ruhestand. Im Dezember 2022 hätte auch Dieter Scholze es ihnen gleichtun können. Doch nach so langer Zeit wollte er nicht von 100 auf 0 schalten, sondern einen allmählichen Übergang schaffen. Zudem ist es ihm wichtig, den Kontakt zu den Kollegen aufrecht zu halten: „Ich komme immer noch gern her!“ - und so ist er weiterhin jede Woche für ein paar Stunden am Industrieweg als Unterstützung im Brückenbau tätig – betreut den Maschinenpark und führt Inventuren durch. Und daran möchte Dieter Scholze in absehbarer Zeit auch nichts ändern.